Gera eröffnet die Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen
Gera eröffnet erstmals die Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen. Es wartet ein umfangreiches Programm aus Musik, Kulinarik und Historie. Am 19. März geht es los.
In Gera wird dieses Jahr die 33. Ausgabe der Jüdisch-Israelischen Kulturtage Thüringen eröffnet. Der Auftakt ist am 19. März mit einem Konzert von Hadar Maoz und ihrer Band „The Persian Groove“ im Kultur- und Kongresszentrum. Unter anderem wird Ministerpräsident Mario Voigt als Schirmherr dabei sein.


Die Kulturtage sollen sich nicht nur auf Erfurt konzentrieren, sondern auf andere Orte in Thüringen verteilen. Daher finden der Auftakt sowie besondere Konzerte dieses Mal in Gera statt. Ein weiterer Höhepunkt ist das Konzert des Luftwaffenmusikkorps Erfurt zusammen mit den Solisten Yael Front, Assaf Levitin, Christian Dawid und Shimon Gambourg am 25. März. „Nur hier und einmalig“, schwärmt Festivalleiter Johannes Gräßer. Die Idee dazu ist schon ein paar Jahre alt. Dahinter steckt der Gedanke, dass es eine Historie von Juden im Militär gibt und durch sie die Klarinette Einzug in die Musikgruppen hielt. Auch dieses Konzert findet im KuK statt. Sie spielen Klezmer (instrumentale Festmusik), Klassik und israelische Musik.
Klezmer gibt es auch vom London Klezmer Quartet, die am 27. März im Comma auftreten. Sie spielen einen Mix aus festlicher osteuropäisch-jüdischer Tanzmusik und Songs aus der amerikanisch-jiddischen Swing-Szene.
Ein weiteres Konzert erwartet Interessierte am 30. März in der Häselburg. Im dortigen Alten Wannenbad tritt das Trio Ariel Berli (Gitarre), Meira Segal (Ney) und Doari Maayan (Percussion) auf. Die Ney ist ein traditionelles Blasinstrument aus der Türkei. In Einklang mit den anderen Instrumenten verbinden sich gefühlvolle Melodien mit Improvisationen und alten Sufi-Traditionen mit zeitgenössischen Klängen.
Im Kulturcafé „Zum Samowar“ in der Talstraße kann man in der Woche von 31.03.2025 – 04.04.2025 Gebäck, Lebensmittel und Weine aus Israel probieren und bekommen. Das seit 1998 bestehende Café wird vom Interkulturellen Verein Gera betrieben. Der Verein lädt zudem am 9. April zu einem Reisebericht und anschließender Verkostung in ihr Büro in der Werner-Petzold-Str. 10 in Lusan. Der Reisebericht erzählt von der israelischen Stadt Haifa sowie von Einblicken in die jüdische Geschichte Thüringens. Im Anschluss gibt es Kostproben von israelischen Speisen und Getränken. Bei dieser Veranstaltung ist aus Platzgründen eine Anmeldung notwendig.
Mehr über die jüdische Geschichte in Gera erfährt man am 6. April bei einem Stadtrundgang mit den Gästeführerinnen Lydia Raupach und Steffi Kopp. Der Rundgang beginnt an der Stelle in der Schülerstraße, wo sich bis zur Reichspogromnacht 1938 eine Synagoge der jüdischen Gemeinde Gera befand. Heute erinnert ein Denkmal daran. Zu den weiteren Stationen gehört die ehemalige Teppichfabrik Halpert & Co., die Villa Mazur sowie der ehemalige Standort des Biermann-Kaufhauses. Während die jüdische Kultur Thüringen und auch Gera vor 100 Jahren noch stark geprägt hat, wurde sie durch den Holocaust beinahe komplett vernichtet. Die thüringische Landesgemeinde umfasst derzeit rund 700 Menschen.
In der Stadtbibliothek liefert Michael Panse von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen am 31. März eine Einordnung des Landes Israel und des tiefverwurzelten Judenhasses. Panse ordnet die lange Historie des Antisemitismus ein und erklärt die Bezüge des Judentums zum Nahen Osten.
Am 23. März hält der Kantor Milán Andics in der Villa Mazur einen Vortrag unter dem Titel: „Israel hat keinen Glücksstern…?“. Darin geht es um den „Glücksmonat“ Adar, seine Rolle im Judentum und die Verbindung zur Astrologie.
Außerdem werden an mehreren Terminen im Kino Metropol die Filme „The Brutalist“ und „A Real Pain“ gezeigt. Im Ersteren geht es um einen jüdischen Architekten, der in den 1940ern in die USA emigriert und dort den American Dream verfolgt. Mit Adrien Brody in der Hauptrolle gewann das 214 Minuten lange Epos im Februar drei Oscars. Im anderen Film geht es um die Reise der Cousins David und Benji nach Polen, wo sie der jüdischen Familiengeschichte ihrer Großeltern nachgehen. Auch dieser Film gewann einen Oscar.
Alle Veranstaltungen im Überblick mit Eintrittspreisen und weiteren Informationen gibt es hier.
„Man tanzt, man sieht die Bilder an und vor allem spricht man miteinander“, freute Koordinator Cat Henschelmann über die Entwicklung der Kulturtage. „Es soll nachhaltig und einbindend sein“, so Gräßer. Man möchte die Inhalte in möglichst viele Gesellschaftsbereiche hineinbringen, erklärt er. „Ich bin stolz, dass wir Eröffnungsort sind“, freute sich OB Kurt Dannenberg. „Nach 2025 machen wir weiter".