Geras Dorf für die Zukunft
Geras Ortsteil Weißig (mit Gorlitzsch und Schafpreskeln) bewirbt sich für den Wettbewerb: „Unser Dorf hat Zukunft“. Ein Rundgang durch das Dorf:
Vom Ort Weißig kennen viele Menschen sicherlich nur den Blitzer, der am Ortseingang an der viel befahrenen Landstraße L3002 zwischen Hohe Reuth und Krankenhausberg steht. Doch dieses Dorf im Südwesten Geras hat viel mehr zu bieten und bewirbt sich jetzt für den Wettbewerb: „Unser Dorf hat Zukunft“. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft will mit diesem Wettbewerb positive Entwicklungen und bürgerschaftliches Engagement in ländlichen Regionen sichtbar machen und ehren. Es gibt bis zu 15.000 € Preisgeld zu gewinnen. Weißig nimmt erst einmal thüringenweiten Regionalwettbewerb teil, dessen Sieger in den bundesweiten Vergleich antreten.
„Wir sind ein aktives Dorf am Rande der Großstadt“, stellte Ortsteilbürgermeisterin Martina Schmidt ihr Dorf letzte Woche Donnerstag (20.6.) einer Delegation des Wettbewerbs vor. Die Vorstellung begann im Gemeindezentrum, einem eckigen Flachbau, der am Dorfteich steht. Innen hängen viele Fotos von gemeinschaftlichen Aktionen aus dem Dorf. Dazu wurden einige historische Objekte gezeigt. Ein Keramiknachbau des Dorfes aus dem Jahr 1988, ein Hammer, der im Dorfbrunnen gefunden wurde und alte Bebauungspläne für Weißig und die dazu gehörenden Dörfer Gorlitzsch und Schafpreskeln.
(Ober-)Bürgermeister Kurt Dannenberg war ebenfalls da und leitete die Vorstellung ein. „Dass Weißig, Gorlitzsch und Schafpreskeln die Gelegenheit ergriffen haben, sich und ihre Vorzüge in einem bundesweiten Vergleich zu präsentieren, zeugt nicht nur von Mut, sondern auch von Stolz auf das, was hier in der Gemeinschaft erreicht wurde“, betont er und erklärt, dass die Stadt Gera das Engagement würdigen will und er deshalb da ist. „Denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir unsere Stadt-Umland-Beziehungen wieder deutlich intensivieren sollten.“
Ortsteilbürgermeisterin Schmidt, die bei den Kommunalwahlen Ende mit 95,2 % der Stimmen wiedergewählt wurde, gab den Delegierten einen kurzen Einblick in die Geschichte der drei Dörfer, die seit 1950 zusammengehören und 1994 zu Gera eingemeindet wurden. Die erste urkundliche Erwähnung hatte Weißig (und Gorlitzsch) im Jahr 1533. Der Name kommt aus dem Slawischen und bedeutet „hoch“, was auf die Lage des Dorfes anspielt.
WÖKEA - hier wird selbst gebaut
Seit dem das Dorf 2017 in dem Wettbewerb bereits einen Sonderpreis gewonnen hat, ist viel passiert. Nach einiger Zeit der Sanierung wurde der Dorfbrunnen 2019 wieder eröffnet. Der stammt aus dem frühen 19. Jahrhundert, ist 25 Meter tief und wurde zuletzt 1950 genutzt. „Das war ein aufregender Moment, als wir den Brunnen geöffnet haben“, erinnert sich Schmidt. Im Anschluss an die Öffnung begann die Entwicklung des Projekts "Weißiger Ökologisches Kommunikations- und Entspannungsareal" kurz WÖKEA. Dabei wurden markante Punkte im Ort herausgesucht und neugestaltet. Den Brunnen verbindet ein Wasserlauf mit Kneipp-Becken mit dem Dorfteich. Für den Teich hatten sie Enten geholt. „Aber die hat der Fuchs geholt“, bedauert Schmidt.
Zur Beschäftigung gibt es ein großes Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Feld. Ursprünglich sollte es eine Tischtennisplatte werden, die jedoch eine regelmäßige TÜV-Prüfung benötigen würde. So hat das Dorf sich eine Alternative überlegt und das dementsprechend umgesetzt. Es blieb aber nicht das einzige Teilprojekt, wo die Menschen aus dem Dorf selbst angepackt haben. „Wir haben unsere Kirche auf Vordermann gebracht“, erzählt Schmidt. „Da haben alle aus dem Dorf mitgeholfen“. Ihre Tochter Katy ist die Kirchenälteste und betreut das Gotteshaus aus dem 18. Jahrhundert. Zusammen mit ihrem Mann führt sie auch eines von neun Unternehmen, die in Weißig angesiedelt sind. In einem Wohnhaus neben der Kirche haben sie eine Einschleifwerkstatt, von der sie ihre Brillengläser bundesweit verschicken. Vor einiger Zeit haben sie auch eine eigene Brillenkollektion mit biologisch abbaubaren Gestellen aus dem 3D-Drucker herausgebracht. Damit sind sie aber noch nicht auf dem Markt präsent, sondern bisher nur im Bekanntenkreis. Stadtoberhaupt Dannenberg trägt eine dieser Brillen.
Das neueste WÖKEA-Projekt ist Bücher-Tausch-Baum, der neben der Kirche zum Lesen und Verweilen einlädt. Der Stadtrundgang führte die Delegation auch in einen Bauernhof, der gerade saniert wird. Es ist mit Baujahr 1795 das älteste Haus im Dorf, da ein Brand das Dorf 1786 zerstörte. Bei der Sanierung fand man im Gemäuer sogar einen Krug mit alten Münzen.
Was in Weißig besonders stark ist, sind die gemeinschaftlichen Aktivitäten, die sich über das ganze Jahr verteilen. Angefangen von Spieleabenden und Weinverkostung im Winter zum Osterfest, Maibaumsetzen, Bürgerfrühstück hin zu Halloween, Jagdessen, Nikolaus-Erzählcafe und Krippenspiel. Bei Anlässen wie Ostern, Halloween und Weihnachten wird das Dorf auch immer gemeinschaftlich geschmückt.
Auch die Lage von Weißig ist ein Pluspunkt, erzählt die Bewohnerin Yvonne Gerda. „Es ist das ländliche Wohnen, aber trotzdem mit Stadtnähe“. Mit dem Bus ist man in fünf Minuten in Gera. „Man wohnt hier schön im Grünen“.