Haus Schulenburg vertritt Gera als Markenbotschafter für Thüringen
Das Haus Schulenburg wurde zum 50. Markenbotschafter Thüringens ernannt. Was dieser Titel bedeutet und was das Haus so besonders macht:

Als erste Einrichtung in Gera wurde das Haus Schulenburg mit seinem Henry van de Velde Museum zum Markenbotschafter Thüringens ernannt. Am vergangenen Freitag überreichte Christoph Gösel, Geschäftsführer der Thüringer Tourismus GmbH (TTG), die Urkunde an Dr. Volker Kielstein, Eigentümer des Hauses Schulenburg, sowie an Thomas Hennig, Landrat des Vogtlandkreises.
„Das Haus Schulenburg ist ein kulturhistorisches Juwel“, erklärte TTG-Geschäftsführer Christoph Gösel. „Unser Siegel garantiert Gästen ein einzigartiges Kulturerlebnis und unterstreicht zugleich das enorme Potenzial des Hauses für die Attraktivität Geras und der gesamten Region.“ Das Haus Schulenburg ist zugleich der 50. Markenbotschafter Thüringens.



Als Markenbotschafter gelten „besondere touristische Produkte, welche die Marke ‚Thüringen entdecken‘ stützen und für herausragende Qualität im Vor-Ort-Erlebnis stehen“, wie es die TTG erklärt. Es soll auch dazu dienen, dass außerhalb von Thüringen nicht nur die Wartburg, der Rennsteig sowie Erfurt und Weimar als sehenswerte Orte bekannt sind. Es soll ein größerer Fokus auf Ostthüringen und dem Vogtland liegen.
„Das Haus Schulenburg ist ein Vorzeigeobjekt der kulturellen Identität und des Erbes unserer Region“, erklärte Sandra Wanzar, Dezernentin für Soziales, Jugend und Kultur der Stadt Gera. Thomas Hennig, der ebenfalls Vorsitzender des Tourismusverbands Vogtland e. V. ist, betonte: „Die Stadt Gera gehört seit nunmehr fast 900 Jahren zum Vogtland. Dieses Bewusstsein gilt es, wiederzuerwecken, um gemeinsam als Region sichtbar und erfolgreich zu sein.“ So soll das Vogtland trotz der Landesgrenze Thüringen-Sachsen als eine Region funktionieren und seine schönen Seiten bewerben. Zum Vogtland gehören bereits vier Markenbotschafter: der Elsterperlenweg, das Bio-Seehotel Zeulenroda sowie das Sommerpalais und die Museen Oberes und Unteres Schloss Greiz. „Von der Gerschen Seite gibt es Nachholbedarf, sich touristisch zu bewerben“, erkannte Sandra Wanzar an. Aber die Stadt befindet sich in einem Umstrukturierungsprozess.
Zur Geschichte des Hauses
Das Haus nahe dem Waldkrankenhaus wurde 1913/14 nach den Entwürfen des belgischen Architekten, Designers und Theoretikers Henry van de Veldeerrichtet. Bis in die 1920er wurde es erweitert, inklusive spezieller Möbel und einem aufwendig gestalteten Grundstück von 15.000 m². Es gilt als das „reifste Werk“ aus seiner Schaffensperiode in Deutschland. Gebaut wurde es als Wohnhaus für den Geraer Textilfabrikanten Paul Schulenburg und dessen Familie. Im Haus hingen Werke von Künstlern wie Vincent van Gogh, Édouard Manet, Claude Monet und Max Liebermann. Im Gewächshaus hatte Schulenburg eine Orchideensammlung, die seinerzeit die größte in Deutschland gewesen sein soll.
1947 wurde die Familie Schulenburg enteignet und das Haus anschließend bis zur Wende als Medizinische Fachschule genutzt. Danach stand das stark umgebaute Haus leer. 1997 kam es unter die Fittiche von Dr. Volker Kielstein, der eine Rekonstruktion anstrengte. Seine Eltern wohnten kurze Zeit im Nachbarhaus, er selbst wuchs in der Nähe auf. Schon früh lernte er die Arbeit von Van de Velde zu schätzen. Kielstein und seine mittlerweile verstorbene Ehefrau Rita machten es sich zur Lebensaufgabe, das Haus und die Arbeiten von van de Velde möglichst gut herzurrichten. Seither ist das Haus Schulenburg mehrfach ausgezeichnet worden.






2012 bekam es den Thüringer Denkmalschutzpreis und 2019 den Deutschen Preis für Denkmalschutz und letztes Jahr sogar Europäischen Kulturerbepreis „European Heritage Award Europa Nostra“. Kielstein selbst erhielt 2024 den Titel „Offizier des Kronenordens“, verliehen von Philippe, König der Belgier, für Kielsteins Verdienste um das europäische Werk Henry van de Veldes und den Denkmalschutz. Die Aufgabe der Erhaltung liegt mittlerweile bei seinem Sohn Prof. Dr. Jan Kielstein.
Stolz führte Dr. Volker Kielstein die Delegation am vergangenen Freitag durch das Haus. Teilweise konnte er die Originalmöbel auftreiben, wovon einige in Brasilien gelandet waren. Er führte die Delegation bis unters Dach in einen kleinen Raum über dem Deckenlicht und erzählte dabei Wissenswertes zu Van de Velde und Schulenburg. Letzter hatte sogar Seide nach China importieren können und seine Stoffe aus Gera sollen sogar bei der Kaaba in Mekka zur Anwendung gekommen sein.







Neben dem Henry Van de Velde-Museum gehören zum Haus Schulenburg eine Kleinkunstbühne im Keller, eine Skulpturensammlung im Park und das Café „Europa“ in der alten geräumigen Garage.