MischMasch Gera: „Temporär, charmant und ein bisschen wild“
Am 30. April öffnet im Steinweg die Pop-Up-Bar MischMasch. An diesem Abend soll es Wein, Musik, einen Live-Podcast & mehr geben. Wir haben mit Projektleiter Lennart gesprochen:

Gerda: Was genau ist denn Mischmasch?
Lennart: Mischmasch ist ein privates Herzensprojekt eines Freundeskreises, welches sich in 3 Etappen aufteilt. Unterstützt wird es als U25 Projekt durch den Fond Soziokultur.
1. Generationencafe im Café Sweetnote (nicht öffentlich).
2. Live-Podcast mit Volker Tauchert und den Jungs von StayinGera
3. Konzert mit der Band YARA
Wir sind kein Verein und müssen dem Fonds Soziokultur e. V. Rechenschaft legen. Es wird kein Gewinn erwirtschaftet.
Warum ist das Projekt gemeinnützig?
Die Gemeinnützigkeit ist für uns der einfachste und sinnvollste Weg, unser Projekt umzusetzen. Wären wir gewinnorientiert, könnten wir die Preise nicht so moderat gestalten und müssten gleichzeitig eine andere Rechtsform wählen – das würde zusätzliche Pflichten und Kosten mit sich bringen. Unter der Schirmherrschaft des Fonds Soziokultur e. V. können wir das Projekt unbürokratisch und im Sinne aller Beteiligten realisieren. Gerade für Studierende oder Auszubildende wären Ticketpreise von etwa 20 € plus Getränke eine hohe Hürde. Bei uns soll aber jede*r teilhaben können – unabhängig davon, ob jemand etwas konsumiert oder nicht.
Wer ist der organisierende Freundeskreis?
Wir sind ein Freundeskreis von aktuell zwölf Leuten: Lennart Däumer, Ascan Fuchs, Sarah Younis, Lisa Schrodt, Tillman Becker und ein paar mehr. Auch wenn viele von uns inzwischen in anderen Städten leben, studieren oder arbeiten, verbindet uns ein starker Bezug zu Gera. Wir vermissen hier oft das, was wir aus anderen Städten kennen – und genau das wollen wir selbst auf die Beine stellen.
Und wie ist der Name entstanden?
Die Geschichte zum Namen ist eigentlich ganz lustig: Ich habe letztes Jahr ziemlich spontan einen Antrag beim Fonds Soziokultur eingereicht – und brauchte dringend noch einen Projektnamen. Da zu dem Zeitpunkt noch nicht ganz klar war, wie das Projekt am Ende aussehen würde, haben wir es einfach „MischMaschGera“ genannt – angelehnt an die Idee, unsere Stadt einmal aufzumischen.
Was können sich Laien unter einer Pop-up-Bar vorstellen?
Eine Pop-up-Bar ist im Grunde eine Bar auf Zeit – bei uns bedeutet das: ein Abend, ein leerstehender Laden im Steinweg, den wir mit viel Liebe in eine improvisierte Weinbar verwandeln. Temporär, charmant und ein bisschen wild.

Wie kam es zu der Idee – und warum ausgerechnet Gera?
Die Idee entstand im Sommer 2024: Ascan und ich saßen im Zapfhahn, lernten zwei Frauen kennen, die uns von ihren Punkrock-Zeiten nach der Wende erzählten. Das war super inspirierend. Parallel hatte ich schon länger den Traum, mal selbst ein Konzert zu veranstalten – mein Vater war früher selbst Veranstalter, er hat unter anderem 1990 Rio Reiser nach Gera geholt. Ich liebe seine Geschichten darüber und wollte dem ein bisschen nacheifern. An dem Abend im Zapfhahn war dann klar: „Das ziehen wir jetzt durch.“
Wie seid ihr an die Räumlichkeit gekommen? Gab es Unterstützung?
Ursprünglich wollten wir in der Häselburg starten, konkret im alten Wannenbad und dem Kulturcafé. Dort haben wir auch eine superfreundliche Zusage bekommen – aber dann kamen Zweifel. Der Eintritt hätte dort verpflichtend sein müssen, in Bezug auf die Kosten, was unserer Idee eines offenen, inklusiven Fests widersprochen hätte.
Da Ascan und ich oft im Zapfhahn abhängen, sind wir mit Kevin Pagenkopf ins Gespräch gekommen – er war sofort Feuer und Flamme, hat uns auch schon für die Häselburg technische Hilfe angeboten. Dann entwickelte sich die Idee weiter Richtung Steinweg.





Kevin hat uns nicht nur mit Rat und Tat unterstützt, sondern auch den Kontakt zu Volker Tauchert und dem Verein „JA! für Gera“ hergestellt. Die wiederum konnten unbürokratisch die leerstehende Ladenfläche direkt neben dem Zapfhahn vermitteln – und auch beim Vermieter ein gutes Wort einlegen.
Im nächsten Schritt haben wir die anderen Gastronomen im Steinweg mit ins Boot geholt. Auch sie waren sofort dabei – und bringen am 30.04. ihre eigenen Ideen ein.
Was sind das für eigene Ideen?
Kevin vom Zapfhahn war einer der wichtigsten Ratgeber und Unterstützer. Mames übernimmt das Catering für die Band, und Steinweg 1 wird mit einem eigenen Getränkewagen vor Ort sein und zusätzliche Angebote schaffen. Damit wird das gastronomische Angebot spürbar erweitert. Alle drei Partner waren auch starke Multiplikatoren in der Werbung – über Plakate und Postings.


Woher kommt eure Weinkenntnis?
Da sind mein Bruder Philipp und ich wohl am tiefsten drin. Geprägt durch Italienurlaube und familiäre Weinfest-Erfahrungen waren Begriffe wie Cuvée, Rebsorte oder Dekantieren irgendwie schon immer präsent. Vor zwei Jahren haben wir dann die Weinmesse in Leipzig für uns entdeckt und uns dort ein bisschen durchprobiert. Wir sind keine Profis, aber wir wissen, was uns schmeckt – und davon gibt es jetzt einiges zur Auswahl.


Kannst du ein paar Beispiele nennen?
Ja, ich kann besonders die Scheurebe und den Portugieser von Frank Diedrich empfehlen. Beide sind leicht, mild und perfekt für ein entspanntes Straßenfest. Ein weiteres Highlight ist der VKS Spätburgunder aus Saulheim – VKS steht für „Voll Krass Süß“, und der Name hält, was er verspricht. Mein persönlicher Favorit ist jedoch der Wachtenburger Merlot Rosé: ein unkomplizierter, runder Wein, genau richtig für lockere Sommerabende.
Kommt man auch als Nicht-Alkoholtrinker auf seine Kosten?
Auf jeden Fall! Auch wenn unser Fokus auf Wein liegt, haben wir Fassbrause vom Hahn – als kleine Besonderheit. Außerdem gibt’s klassische Limos, Wasser und ein paar Flaschen alkoholfreien Wein. Wenn daran Interesse besteht, sprecht uns gern direkt auf dem Fest an.




Richtet sich die Pop-up-Bar an eine bestimmte Altersklasse?
Nein, überhaupt nicht. Uns geht's um Begegnung und Atmosphäre, nicht um Zielgruppen. Wer Lust auf gute Musik, schöne Gespräche und ein Glas Wein (oder eine Fassbrause) hat, ist herzlich willkommen – egal ob 18 oder 90. Der Stil wird natürlich an die alternativen jungen Bars erinnern, aber das soll niemanden ausschließen.
Es gibt eine kleine Programmänderung, statt des Poetry-Slams soll es nun etwas anderes geben?
Den ursprünglich geplanten Poetry-Slam haben wir durch einen Live-Podcast ersetzt. Volker Tauchert, ein echtes Urgestein des Steinwegs und engagierter Stadtentwickler, gibt zusammen mit dem Verein „JA! Für Gera“ spannende Einblicke in die Historie und Entwicklung unserer Innenstadt. Diese Reflexion über Stadtentwicklung ist auch einer der Grundgedanken hinter unserem Projekt Mischmasch.
Wie seid ihr auf YARA gekommen?
YARA war plötzlich in meinem „Mix der Woche“ auf Spotify – und hat mich sofort gecatcht. Ich hatte keine Ahnung, wie man eine Band bucht, zu der man keinen Kontakt hat. Aber wir wollten unbedingt jemanden holen, der normalerweise eher in Städten wie Leipzig oder Jena spielt.
Mein Vater gab mir dann den Tipp, nach Tourdaten zu schauen – und ob am 30.04. noch was frei ist. So bin ich auf YARA gestoßen. Dass sie tatsächlich zugesagt haben, hat mich total überrascht. Wir sind richtig stolz, eine Band in Gera zu präsentieren, für die man sonst in anderen Städten 20 € Eintritt zahlt – bei uns völlig kostenfrei.
Nochmal zurück zum Anfang, was ist das Generationen-Café?
Das Generationen-Café ist ein offenes Format, das Jung und Alt zusammenbringen soll: zehn jüngere und zehn ältere Teilnehmer*innen treffen sich zu einem ungezwungenen Café. Moderiert wird das Treffen lediglich durch Fragekarten, die Gespräche anregen sollen. Ziel ist es, Perspektiven zu tauschen und das Miteinander in der Stadt zu stärken.





Ist die Veranstaltung einmalig oder geht Mischmasch weiter?
Ganz ehrlich? Das wissen wir selbst noch nicht. Der Aufwand ist riesig, zeitlich und finanziell – gerade weil wir alle noch andere Jobs und Verpflichtungen haben. Erstmal schauen wir, wie der 30.04. läuft. Aber: Die nächste Idee schwirrt schon im Kopf herum, mehr werde ich aber noch nicht verraten …
Ab 16 Uhr geht es am 30.04. los. Der Eintritt ist frei. Der Live-Podcast von stay in Gera ist für 17:00 Uhr anberaumt, das Konzert von der deutschsprachigen Indierockband YARA für 19:00 Uhr. Es wurden zudem Verhaltensregeln aufgestellt und es soll ein Awareness-Team geben, damit alle den Abend genießen können.