Mit mehr Aufmerksamkeit gegen Gewalt an Frauen
Anlässlich des „Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ wird mit einer Orangen Bank in den Geraer Arcaden auf Hilfsangebote aufmerksam gemacht.
Der 25. November ist der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“, an dem sich das Geraer Netzwerk gegen häusliche Gewalt jährlich beteiligt. Nach einer 10-tägigen Medienkampagne der thüringenweiten Gewaltschutzaktion „handle-jetzt“ fand am Montag mit der Aufstellung der Bank in den Geraer Arcaden der Abschluss statt. An der Bank ist ein Schild mit QR-Code angebracht, über den man an alle Hilfsangebote für Betroffene häuslicher Gewalt kommt. Insgesamt sind es 19 Geraer und thüringenweite Hilfeangebote, die auf der Seite der Stadt und auf der Kampagnenseite von handle-jetzt.de zu finden sind. Außerdem wurden vom Netzwerk handliche Flyer verteilt, die über die gleichen Informationen verfügen.
Die Orange Bank setzt sich dabei aus zwei Ideen zusammen. Inspiriert wurde sie von der Initiative der Roten Bank, die 2016 in Perugia/Italien entstand und sich weit verbreitete. Das Rot symbolisierte dabei das Blut, und die Bank zeigt, dass ein Platz frei ist. Verknüpft wurde das mit dem Orange Day der UN-Kampagne „Orange the World“. Die Orange Bank in Gera wurde von Schüler*innen der Semper-Berufsfachschule für Gestaltung und Informatik Gera innerhalb von sechs Wochen gestaltet.
Nach ein paar Tagen in den Arcaden soll die Bank wandern und auch an anderen Stellen in der Stadt aufmerksam machen. „Das darf keine Rastbank sein, sondern muss rastlos sein und ständig darauf aufmerksam machen“, fand Geras Gleichstellungsbeauftragte Catrin Heinrich. „Es ist kein Thema für den 25. November, sondern für jeden Tag des Jahres“, macht Bettina Krause aus der Diako-Beratungsstelle Gera deutlich.
„Es ist immer noch ein Tabuthema“, erklärt Sandra Wanzar, Dezernentin für Jugend und Soziales. Sie will, dass wir hinschauen, handeln sowie aufmerksam machen und verteidigte auch Ort und Zeitpunkt der Aktion: „Ja, auch in der Weihnachtszeit; ja, auch mitten ins Einkaufszentrum gehört das Thema hin!“
Die Interventionsstelle Gera-Saalfeld hat dazu die aktuellen Zahlen zu Gewalt in Paarbeziehungen von Januar bis Oktober 2024 in Gera veröffentlicht:
107 Betroffene, darunter 103 Frauen
72 Fälle wurden über Meldungen der Polizei bekannt;
43 Wegweisungen und 30 Platzverweise durch die Polizei zeigen, dass unmittelbare Schutzmaßnahmen notwendig waren;
In 20 Fällen wurde ein Antrag auf Maßnahmen nach dem Gewaltschutzgesetz gestellt, um Betroffene langfristig zu schützen.
Die Altersgruppe der Betroffenen liegt überwiegend zwischen 28 und 40 Jahren.
27 Personen benötigten infolge der Gewalt medizinische Versorgung.
In den betroffenen Haushalten lebten 144 Kinder und Jugendliche, die Zeugen der Gewalt wurden
In Gera gibt es ein Frauenhaus (Kontakt hier), welches derzeit zu 85 % belegt ist. In den meisten Fällen nehmen die Frauen auch ihre Kinder mit. Andreas Bart von der polizeilichen Beratungsstelle in Gera erklärte auch nochmal, dass nicht alle Frauen Gewalt einfach so anzeigen können, weil sie nicht von ihren Partnern gelassen werden oder weil ihnen die Kraft fehlt. Daher braucht es andere Möglichkeiten der Hilfe. „Für uns ist es kein Problem, den Täter für 10 Tage der Wohnung zu verweisen“, erklärt Bart. Oft sind die Täter nach wenigen Tagen aber schon zurück, weil die Frauen unter zu großer Bedrohung oder emotionaler Belastung eingeknickt sind. Bart rief auch auf, im Alltag wachsam zu sein.
Das Netzwerk gegen häusliche Gewalt möchte gegen Gewalt appellieren und auf Hilfestellen aufmerksam machen. An der Bank befinden sich auch mehrsprachige Schriftzüge wie „Keine Gewalt gegen Frauen“ und „Keine häusliche Gewalt“. Das Netzwerk nimmt außerdem Ideen für weitere Aktionen und Verbesserung des Angebots entgegen.