Trau deinen Augen & erlebe einen kraftvollen Otto Dix
„Otto Dix. Trau deinen Augen. Die neue Werkschau" - In der Orangerie in Gera ist eine neue moderne Ausstellung über den Geraer Künstler entstanden. Sie öffnet am 3. Oktober.
„Wir haben hier wirklich nur das allerbeste gehängt“, schwärmt Otto-Dix-Kennerin Dr. Ulrike Lorenz über die neue Otto Dix Ausstellung: „Dix at His best“. Die Ausstellung, „Otto Dix. Trau deinen Augen. Die neue Werkschau“, nach einem Zitat von Dix, ist ein neues Kunst- & Kultur-Highlight in Gera. Dr. Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, hat die Ausstellung kuratiert. Schon 2016 hat die gebürtige Gersche eine erfolgreiche Dix-Ausstellung in Mexiko kuratiert. Aus der umfangreichen Sammlung von Dix-Werken der Stadt, sowie zusätzlichen Leihgaben der Otto Dix-Stiftung Vaduz und der Sammlung Niescher, hat sie rund 50 Gemälde plus 35 Aquarelle und Zeichnungen ausgewählt. „Wir haben nur das Beste aus den 30er, 40er Jahren und den Spätwerken ausgewählt“, berichtet Lorenz.
Einleitend sind jedoch einige frühe Werke des damaligen Dekorationsmalerlehrlings, bevor es düster wird. Als MG-Schütze kam Dix 1915 an die West- und Ostfront, erlebt und überlebt die Brutalität des Krieges in den Schützengräben. Im Zweiten Weltkrieg wird zum Volkssturm eingezogen und muss erneut an die Front. Seine Erfahrungen hat er in eindrucksvollen Gemälden verarbeitet.
Ein starker Kontrast dazu sind seine Werke aus den goldenen Zwanzigern und Dreißigern. In dieser Zeit wurde er mit der Kunstrichtung der neuen Sachlichkeit deutschlandweit bekannt und galt neben Max Beckmann als einer der wichtigsten Künstler in der Weimarer Republik. „Die Neue Sachlichkeit habe ich erfunden“, ertönt ein Dix-Zitat aus Lautsprechern. In einem Multimediaraum kann man mit Dix auf die Reise in diese Epoche gehen. Gestaltet und konzipiert wurde der Raum von der Kreativagentur whitebox aus Dresden, der Stadt, in der Dix eine Zeit lang lebte und lehrte. Dazu gibt es weitere multimediale Angebote, um Dix besser zu erleben. An einigen Stellen sind kleine Bildschirme, über die man noch mehr zu Dix erfahren kann. So kann man an einer Stelle seine Feldpost lesen, die sich aufgrund ihrer Qualität nicht lange im Original ausstellen lässt.
Wichtige Bilder, die sie nicht bekommen haben, werden von Whitebox als Kopien speziell dargestellt. Die Bilder erscheinen erst schwarz weiß und nehmen ihre Farbe an, wenn die Besucherinnen näher kommen. Das Design der Ausstellung wurde aber bewusst dynamisch gestaltet.
Im Nordflügel sind zum einen Dix’ christliche Bilder zu sehen. Darunter zwei der sechs Christopherus Gemälde. Zum anderen weitere Spätwerke. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sich Dix neu erfunden, weg von der altmeisterlichen Malerei hin zum Neo-Expressionismus. Aus der Phase sind einige Werke zu bewundern. Darunter sein letztes Selbstporträt, dem einzigen bei dem er lächelt.
Den Abschluss der Ausstellung bildet ein kleiner Raum, in dem Ausschnitte eines Films gezeigt werden. Anlässlich seines 75. Geburtstags hat das DDR-Fernsehen 1966 eine einstündige Doku über den Künstler gemacht, aus der nun 10 Minuten mit den besten Parts zu sehen sind. „Das Geraer Team hat hinter den Kulissen viel zur Beschaffung des Bildmaterials geleistet“, lobte Lorenz noch einmal.
Dr. Claudia Schönjahn, Kunsthistorikerin im Dienste der Stadt (städtische Kunstsammlung), fügte hinzu, dass der Bestandskatalog aus dem Jahr 2021 schon wieder veraltet ist, weil einige Werke dazu kamen: „Gera ist bei den Sammlern als Standort bekannt“. International hat sich Gera als Standort für Kunst schon einen Namen gemacht, was die Gästebucheinträge beweisen. „Die Gerschen müssen das noch lernen, aber wenn sie hier herkommen, wird das schon“, findet Schönjahn.
Die Ausstellung ist auch für Menschen gedacht, die bisher noch keine Bezugspunkte zu Dix haben. „Wir hoffen, dass das alle emotional mitnimmt“, so Lorenz. „Mit interaktiven Medienstationen suchen wir bewusst den Anschluss an Schulen und stärken maßgeblich unsere kulturellen Bildungsangebote“, sprach Oberbürgermeister Kurt Dannenberg über die Ausstellung.
Die Ausstellung wurde außerdem zu einhundert Prozent vom Freistaat Thüringen finanziert. Schon im Vorfeld lobte der scheidende Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff die Ausstellung:
„Dieser neue kulturelle Leuchtturm mit bundesweiter Ausstrahlung in der drittgrößten Stadt im Freistaat hat die Unterstützung die Thüringer Staatskanzlei verdient. Es ist mir eine persönliche Freude, mit dieser außergewöhnlich facettenreichen Dix-Ausstellung in der Orangerie dem von mir so geschätzten Ausnahmekünstler aus der Arbeiterklasse
eine dauerhafte Aufmerksamkeit in seiner Ostthüringer Heimat und vor allem auch unter jüngeren Generationen zu sichern. Gerade jetzt ist es wichtig, dass von Thüringen starke positive Signale einer lebendigen demokratischen Kultur ausgehen.“
„Sie werden einen kraftvollen Otto Dix erleben“, pries Dr. Lorenz die Ausstellung an. Die offizielle Eröffnung wird am 3.10. um 11 Uhr stattfinden. Ab dem 4.10. ist die Ausstellung dann regulär geöffnet. Weitere Informationen dazu auf der Webseite der Stadt Gera.
„Sie werden einen kraftvollen Otto Dix erleben“
Bis 2028 soll sie stehen. Das bis zum 2. Dezember im Umbau befindliche Geburtshaus von Otto Dix ist auch nicht weit weg. Irgendwann soll auch ein eigenes Otto-Dix-Museum in Ergänzung zum Geburtshaus entstehen. Es gibt auch Ideen die Ausstellung mit den Dix-Sammlungen im Museum Gunzenhauser Chemnitz und in der Galerie Neue Meister der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden zu vernetzen.