„Wie viele Runden noch?“
Sonne, Regen, Spaß, Schmerz und drei grinsende Oberbürgermeister. Gerda hat Eindrücke vom 29. Powertriathlon gesammelt:
„Ich hab extra für dich extra nochmal angezogen“, ruft ein Sportler beim Vorbeilaufen im Stadtwald in Richtung Kamera. Der Spruch kam überraschend, der Sportler nicht. So richtig leise ist es in den grünen Tiefen der Fuchsklamm nicht. Die Vögel des Stadtwalds zwitschern um die Wette. Es ist jedoch leise genug, um die Schritte der Läufer*innen zu hören, bevor man sie noch sieht. Das Geräusch der Laufschuhe auf dem Waldboden wird lauter. Dann sticht der Läufer im roten Outfit aus dem Grün. Die Szenerie erinnert ein wenig an Henri Rousseaus Gemälde „Urwaldlandschaft mit untergehender Sonne“, welches im Kunstunterricht als Beispiel der Farbkontraste behandelt wird.









Am 24. und 25. Mai wurde der Powertriathlon in Gera zum bereits 29. Mal ausgetragen. Die Routen führten zum Teil durch den Stadtwald und den Hofwiesenpark. Organisiert wurde das Sportevent vom TSV 1880 Gera-Zwötzen e. V. Beim Triathlon treffen die drei Disziplinen Schwimmen, Radfahren und Laufen aufeinander. Je nach Wettkampfkategorie unterschiedlich lang. Geschwommen wurde im Hofwiesenbad, die Radstrecke ging über die Parkstraße, die Straße Am Sommerbad sowie den Hofwiesenparkplatz und die Laufstrecke führte durch den Hofwiesenpark und teilweise durch den Stadtwald. Mal wurde alles von der gleichen Person absolviert, mal wurde sich in Staffeln eingeteilt.



Die Sonne scheint, vor dem Hofwiesenbad ist buntes Treiben. Hier sind der Zieleinlauf und die Wechselzone eins. Dort findet der Übergang vom Schwimmen zum Radfahren statt. Es liegt der Geruch von Baumstriezel und Roster in der Luft. Auf dem Platz gibt es die Siegerehrungen, Sponsorenstände und zwei Essensbuden. Vor dem Zielbogen stehen die Cheerleaderinnen und feuern die ins Ziel kommenden Sportler*innen an. Immer, wenn die Nachwuchswettkämpfe stattfinden, gibt es zusätzliche Dynamik. Es sind die Eltern und Angehörigen, die aus der Schwimmhalle stürmen, um ihre Kids beim Wechsel zum Fahrrad anzufeuern.

Es gab die Schüler*innen-Klassen, die Familienstaffel, die Firmenstaffel und die Jedermann-Staffel. Außerdem den Rookie-Triathlon, den Sprint, die olympische Distanz sowie die Regionalliga Ost. Über 900 Sportler*innen aus ganz Deutschland nahmen teil. Der älteste Teilnehmer war 75 Jahre alt.
Der letzte Wettkampf am Samstag ist ein Gaudi-Wettkampf, der Helfer-Triathlon. Hier steht der Spaß im Vordergrund. Die ehrenamtlichen Helfer*innen können hier selbst einmal teilnehmen. Jugendliche zusammen mit Senioren, moderne Rennräder gegen alte Damenfahrräder. Es ist unterhaltsam, chaotisch, nicht professionell. „Wie viele Runden noch?“, ruft eine Starterin einem Streckenposten zu. Einige fahren zu viele Runden. Aber das ist egal, hier geht es nicht um Ergebnisse.





In anderen Kategorien gab es mehr Wettkampf. Zum Beispiel in der Regionalliga Ost. Die Sportler*innen der Liga kamen aus Berlin, Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen angereist. Aufgeteilt in Männer, Frauen und Masters (Frauen ab 30 und Männer ab 40) gingen sie sowohl Samstag als auch Sonntag an den Start. Am Samstag nur in den Kategorien Schwimmen und Laufen. Sie sind die Einzigen, die die fünf Kilometer lange Laufrunde durch den Stadtwald absolvierten. Zweimal ging es über die Adelheidbrücke, vorbei am Brückencafé, hoch zum Schloss Osterstein und weiter bis zum Waldhaus, von dort in die tiefe dunkle Fuchsklamm hinab und zurück über die Brücke in den Hofwiesenpark. Am Sonntag gab es nochmal das volle Programm Schwimmen, Radfahren, Laufen. Bei allen drei Klassen gewannen Staffeln aus Berlin.
Die Regionalliga war jedoch nicht die Königsdisziplin an diesem Wochenende. Nach ihnen startete der Powertriathlon und die Powertriathlon-Staffel in der olympischen Distanz. Das heißt: 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. Bei den Männern gewann Hubert Hammerl. Er ist in Österreich geboren, nahm an zahlreichen Ironman teil und wohnt nun in Jena. Er absolvierte die Distanz in 2 Stunden und 11 Minuten. Mit dabei war auch der Geraer Gastronom Bernd Holzmüller, der sich direkt im Anschluss wieder in seine Baumstriezelbude stellte. Bei den Frauen siegte die ehemalige Geraer Radsportlerin Beate Zanner. Nach 2 Stunden und 21 Minuten kam die zweifache Siegerin der Rad-Bundesliga ins Ziel. Auf Platz zwei landete ihre Teamkollegin Anne-Kathrin Leich vom Triathlon Gera e. V., während der Staffelsieg an das Team KS Ecktown ging. Nur vier Staffeln waren gegeneinander angetreten.






Seinem Namen wird der Sonntag nicht gerecht. Es ist trüb, immer wieder regnet es. Beim Schwimmen ist das egal, aber das Radfahren wird dadurch nicht einfacher. In den Rinnen im Asphalt der Gebrüder-Häusler-Straße/Am Sommerbad steht das Wasser. Besonders riskant ist die Spitzkehre an der Heinrichsbrücke. Die nassen Scheibenbremsen knarzen laut, einige Sportler verbremsen sich. Eine Handvoll Stürze passieren an diesem Tag. Niemand wird schwer verletzt. Viele lassen sich erst im Ziel verarzten. Doch man sieht auch im Regen viele grinsende und fröhliche Sportler*innen. Die meisten haben Spaß.



Der Powertriathlon ist offen für alle. Dabei sind Profis, Amateure, Bürgermeister und auch Profis aus anderen Disziplinen. So wie Josie Hofmann. „Ich habe dieses Jahr wieder teilgenommen, weil es mir letztes Jahr schon mega viel Spaß gemacht hat“, erzählte die 28-jährige Geraerin. Sie ist eine von Geras aktuellen Olympia-Hoffnungen. Nach unzähligen Erfolgen beim Speedskating fokussiert sie sich nun auf Eisschnelllauf und möchte 2026 an den Olympischen Winterspielen teilnehmen. „Das ist für mich eine gute Möglichkeit, einen anderen Trainingsreiz für meine Wintersaison setzen zu können. Es ist gut, auch im Sommer immer mal wieder in den Wettkampfrhythmus zu kommen.“ Hofmann, unter anderem 45-fache Deutsche Meisterin im Speedskating, trat beim Rookie-Triathlon an. 400 Meter Schwimmen, 10 Kilometer Radfahren und 3,3 Kilometer Laufen. „Natürlich ist es eine ganz andere Belastung für den Körper, als ich es auf dem Eis gewohnt bin. Ich war froh, als ich mit dem Schwimmen fertig war und endlich aufs Rad beziehungsweise Laufen konnte.“ Radfahren und Laufen ist sie schon von ihrem normalen Training gewohnt. „Das alles mit Schwimmen zu kombinieren ist eine komplett andere Belastung und ich habe wirklich Respekt vor allen Athleten.“ Aber es hat ihr viel Spaß gemacht. Nicht nur das. Josie Hofmann hat den Rookie-Triathlon der Frauen gewonnen, mit rund drei Minuten Vorsprung. Mit ihrer Zeit hätte sie es auf Rang drei bei den Männern geschafft. Vielleicht startet sie nächstes Jahr über eine längere Distanz.








Die Sonne vom Samstag fehlt am zweiten Wettkampftag. Doch in der Schwimmhalle ist es tropisch warm. Das scheint Kurt Dannenberg aber nicht zu stören. Gut gelaunt steht Geras Oberbürgermeister am Beckenrand. Er ist an beiden Tagen Kampfrichter und gibt das Startsignal. Dannenberg freut sich auf das, was kommt. Zusammen mit Jenas OB Thomas Nitzsche und Altenburgs OB André Neumann bildet er die Oberbürgermeister-Staffel „Drei Städte – ein Team“. Sie wollen ein Zeichen für Zusammenhalt setzen. „Kurz gefragt, ja gesagt!“, verrät Neumann fröhlich der anwesenden Presse, wie lange er für seine Teilnahme überlegen musste. In der Jedermann-Staffel gehen sie an den Start. Der ehemalige Leistungsschwimmer Dannenberg fängt an, 500 Meter Schwimmen. Nach knapp zehn Minuten kommt er aus der Schwimmhalle raus und übergibt den Staffelstab in Form eines Transponders an Nitzsche. Der schwingt sich auf sein lila Rennrad und düst los. Für die 20 Kilometer Radstrecke benötigt er keine 40 Minuten. Zum Schluss läuft Neumann fünf Kilometer in 25 Minuten durch den Hofwiesenpark. Ins Ziel joggen sie gemeinsam. Unter den 15 Staffeln erreichen sie Rang 10. Im Ziel ist die Freude groß. „Es hat Spaß gemacht“ gibt sich Dannenberg zufrieden. „Wir haben bewiesen, dass wir drei Städte auch als Team für Ostthüringen antreten können.“ Aus Jux wird mit dem Moderator ausgemacht, die Staffel-Trikots zu versteigern.









Mit der Jedermann-Staffel endete der diesjährige Powertriathlon. Zum Jubiläum nächstes Jahr möchte man gerne die Deutsche Sprint-Meisterschaft der Altersklassen herholen. Es soll ein großes Spektakel werden.
Noch mehr Impressionen:






















































