Lutz Seiler ist neuer Ehrenbürger Geras
In einer Sondersitzung des Geraer Stadtrats wurde am vergangenen Samstag der Schriftsteller Lutz Seiler zum Ehrenbürger Geras ernannt.
Die feierliche Ernennung Lutz Seilers zum Ehrenbürger der Stadt Gera fand am Samstag im Konzertsaal des Theaters statt. Der Saal war zu diesem Festakt voll, obgleich nicht alle Stadtratsmitglieder*innen zu dieser Sondersitzung des Geraer Stadtrats erschienen sind. Eröffnet wurde die Sitzung durch den Stadtratsvorsitzenden Reinhard Etzrodt. Danach hielt Oberbürgermeister Kurt Dannenberg eine Laudatio auf Seiler und erzählte von dessen biografischer Verbundenheit zu Gera.
Lutz Seiler wurde 1963 in Gera geboren. Er wuchs Culmitzsch auf, bis dieses Dorf dem Wismut-Bergbau weichen musste. Nach einer Zwischenstation im Ort Korbußen landete seine Familie in Gera-Langenberg. Seiler schloss eine Lehre als Baufacharbeiter ab und arbeitete in Gera als Zimmermann und Maurer. Während seiner Zeit in der Armee stieg das Interesse an Literatur. Bis 1990 studierte er Geschichte und Germanistik in Halle (Saale). Anschließend trug es ihn durch die Welt, mit Stationen in Berlin, Rom, Los Angeles und Paris. Ende der 1990er landete er im Raum Potsdam, wo er noch heute lebt. Seiler war Mitbegründer und Mitherausgeber der Literaturzeitschrift moosbrand. In seiner Anfangszeit schrieb er vor allem Gedichte und Essays. Sein Debütroman Kruso (2014) gewann ihm den Deutschen Buchpreis. Der Roman wurde verfilmt, mehrfach für das Theater (auch in Gera-Altenburg) adaptiert und wurde außerdem in 25 Sprachen übersetzt. Auch sein zweiter Roman Stern 111 (2020) gewann Preise. Seiler wurde überdies mit dem Georg-Büchner-Preis (2023) und dem Ingeborg-Bachmann-Preis (2007) sowie zahlreichen weiteren Preisen ausgezeichnet.
Zu Beginn seiner Dankesrede entschuldigte sich Seiler für sein Outfit. Er hatte seinen Anzug vergessen, aber sein Vater hatte noch ein Sakko über. Seinen Eltern, die beide anwesend waren, dankte er besonders sowie zahlreichen anderen Menschen. Seiler las anschließend aus einigen seiner Werke und erzählte dazu. Eine Geschichte drehte sich um seine Angewohnheit, in der Schule Dinge zu verlieren und um den eigenartigen Hausmeister, in dessen Keller Seiler sich die verlorenen Sachen abholen musste. Diese Geschichte sorgte für besondere Belustigung des Publikums. Der Festakt ging nach der Lesung in die Eintragung in das Goldene Buch der Stadt über, eine weitere besondere Ehre. Als Etzrodt die Sondersitzung offiziell beendete, gab er an, sich nun auch mal mit den Werken von Seiler zu befassen und sich seine Bücher kaufen zu wollen. Die musikalische Begleitung des Festakts besorgte das Ensemble diX.
Abgeschlossen wurde die Ehrung mit einem Sektempfang im Foyer und einer Signierstunde mit Seiler. Seine Ernennung reiht sich in eine namhafte Liste ein. Auf der finden sich die Künstler Otto Dix und Karl Weschke; die sowjetischen Funktionäre Michail Andrejewitsch Scheltowski und Alexej Mironowitsch Rybakow, die Sportler*innen Olaf Ludwig, Heike Drechsler und Ulli Wegner; der Autor und Historiker Werner Simsohn; die Geistlichen Bernhard Sahler und Roland Geipel sowie der ehemalige OB Curt Böhme. In der DDR wurden die Regeln für eine Ehrenbürgerschaft erneuert und alle Ehrenbürgerschaften vor 1945 wurden widerrufen.