Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft im Stadtmuseum Gera
Sonderausstellung "Achtung Baustelle" und neuer Audioguide für Kinder im Stadtmuseum Gera.
„Die Ausstellung zeigt die Änderungen des Stadtbildes von Gera im 20. Jahrhundert, von einer kompletten Altstadt hin zu einer modernen Großstadt“, erklärt Matthias Wagner, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Stadtmuseum, den Inhalt der Sonderausstellung. Wagner konzipiert und kuratiert die Ausstellungen. „Zuerst haben wir uns gefragt, was genau das Zentrum ist“. Man legte sich dann auf das Gebiet fest, welches vor 1800 bebaut war. Mit der Industrialisierung boomte auch Gera und erweiterte sich schnell.
„Es war sehr kleinteilig“, beschreibt Wagner den damaligen Grundriss Geras, der von vielen Gässchen und im westlichen Teil vom Mühlgraben geprägt war. Im Zweiten Weltkrieg wurde recht wenig zerstört. Dennoch gab es nach der NS-Herrschaft einen großen Wandel. „Mit dem Sozialismus ist neues Denken eingekehrt.“ Man wollte sich großzügig zeigen und neue, große Bauten in die Städte setzen und mehr Wohnraum schaffen. Viele heruntergekommene Altstadthäuser fielen dem Bau von Plattenbauten zum Opfer. Prominentes Beispiel ist das Viertel Neustadt, welches dem KuK weichen musste und in den 1970ern gesprengt wurde. „Da erinnern sich die meisten Geraer dran.“
Auch gab es diverse Prestigeprojekte, von denen aber nicht alle umgesetzt wurden. So gab es Pläne, die Sorge und die Heinrichstraße zu einer sechsspurigen Magistrale zu verbinden. Oder man wollte ein Hochhaus mit 25 Etagen ins Zentrum setzen. Von einigen Projekten gibt es nur Pläne und Modelle, die in der Ausstellung zu sehen sind. Als Magistrale diente dann die Breitscheidstraße/Reichsstraße. Und mit der De-Smit-Straße 8 (Köstritzer-Hochhaus) hatte man immerhin einen 16-Geschosser in der Innenstadt gestellt.
Auch die Nachwendezeit und gegenwärtige Zeit wird thematisiert. Man versuchte, die Altbaubestände zu sanieren und Gera zu einem regionalen Oberzentrum auszubauen. Hierbei wurde auch viel abgerissen und das sozialistische Stadtbild nicht erhalten. Letztendlich entschied man sich für das Konzept einer Einkaufs- und Verwaltungsstadt und baute Konsumtempel wie Arcaden und Galeria Kaufhof (heute Otto-Dix-Galerie), sowie neue Verwaltungsgebäude.
Bis zum 26.5. ist die Ausstellung noch zu sehen. Die nächste Sonderausstellung heißt „Gut getroffen“ und dreht sich um Geraer Schützenbilder im Spiegel der Zeit. „Da geht es um unsere Sammlung an Schützenscheiben“, kündigt Wagner an: „Das sind sehr großformatige Gemälde“.
Jugendliche führen Kinder durch das Stadtmuseum
Anfang des Jahres hat eine neunte Klasse der Ostschule einen Audioguide für die jungen Besucher*innen im Stadtmuseum erarbeitet, der am Dienstag (14.05.) präsentiert wurde. Zukünftig sollen Kinder damit für die Dauerausstellung des Stadtmuseums begeistert werden. Die Schüler*innen haben das Drehbuch geschrieben und die Texte eingesprochen. SRB-Radioredakteur und Medienpädagoge Silvio Müller, der das Projekt begleitete, hat die Aufnahmen bearbeitet und mit Soundeffekten versehen. „Alle angenehm hörbar“, lobte er die Arbeit der Schüler*innen. „Super“, kommentierte es der Vorsitzende des Fördervereins Stadtmuseum Gera e.V., Seidel. In kurzen Clips zu 29 einzelnen Stationen führen Paul und Pauline mit dem Äffchen Gusti durch Geras vielseitige Stadtgeschichte. Dabei treffen sie auf weitere Figuren, die verschiedene Dinge anschaulich und einfach erklären. Der Audioguide ist Teil des Kooperationsprojektes „Hör mal im Museum!“ zwischen Thüringer Museen und Schulen, welches von der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen und der Thüringer Landesmedienanstalt (TLM) gefördert wird.
Internationaler Museumstag - „Museen mit Freude entdecken“
Am 19. Mai ist internationaler Museumstag. Das zum Anlass genommen sind die fünf städtischen Museen (Stadtmuseum, Museum für Angewandte Kunst, Orangerie, Museum für Naturkunde und Otto-Dix-Haus) unter dem Motto „Museen mit Freude entdecken“ bei freiem Eintritt zu besichtigen. Auch Führungen werden angeboten. Die Orangerie ist an dem Tag zum letzten Mal offen, da Umbaumaßnahmen für die Dix-Neupräsentation anstehen.