3. Mettenschicht in Gera
In Geras Kultur- und Kongresszentrum fand am Montag die dritte Mettenschicht statt. Ein Blick auf die Feierlichkeit der ehemaligen Wismut-Kumpel:
Glück auf! Und herzlich willkommen zur 3. Geraer Mettenschicht. Am 09.12.2024 lud der Bergmannsverein Ronneburg e. V. die Gerschen zur sogenannten Mettenschicht im KuK ein. Diese war im traditionellen Bergbau die letzte Schicht vor Weihnachten, welche unter Ausschluss der Obrigkeit vollzogen wurde, erklärte Moderator und Fernsehjournalist Marian Riedel. Die Bergleute arbeiteten für gewöhnlich an diesem Tag lediglich bis zur Frühstückspause, welche der Steiger mit einem Klopfzeichen einläutete. Anschließend hielt dieser im Zechenhaus eine Predigt, um den Bergleuten und dem Bergsegen zu danken. Es war zudem eine Gedenkveranstaltung für Kumpel (bergmännischer Begriff für im Bergbau beschäftigte Kollegen) und deren Angehörige.
Begleitet wurde die Mettenschicht im KuK standesgemäß mit Bergarbeiter-Märschen und Weihnachtsliedern. Das musikalische Programm fand unter der Leitung von Engelbert Siebert und der Bergmannskapelle Ronneburg Schacht 407 statt. Tatkräftige Unterstützung erhielten diese von den Thüringer Hofmusikanten, der Bläservereinigung Wünschendorf, dem Männerchor Stadtroda e. V. und dem Männerchor Reichenbach. Eingeleitet wurde das Programm mit dem Steigerlied, welches seit 2023 zum immateriellen Kulturerbe gehört. Die Kumpel im Saal erhoben sich hierbei, Marian Riedel und Thomas Hennicke (Bergbauverein Ronneburg e. V.) folgten mit einem Bergmannsgedicht:
„Wir sind’s, die ins Verborgne dringen,
bis an der Erde steinern Herz,
und mühevoll zum Lichte bringen,
Gesteine, Kohlen, Salz und Erz.
Was Menschen groß macht, Menschen zieret,
der Menschheit Schmuck, der Menschheit Kraft,
was wunderbar die Welt regieret,
vom Bergmann wird’s gesucht, geschafft.“
Nach der Begrüßung der Ehrengäste, zu denen der Bürgermeister der Stadt Ronneburg und der Geraer Oberbürgermeister Kurt Dannenberg gehörten, gingen die beiden Moderatoren zunächst auf die Bergbaugeschichte im mitteldeutschen Raum ein. So wurde die Wismut 1947 als sowjetische Aktiengesellschaft gegründet, welche bis 1990 231.000 Tonnen Uran förderte. Des Weiteren erfuhren die Gäste, dass dieses Uran unter anderem für ca. 500 Atombombentests verwendet wurde.
Als Zeitzeuge begleitete Günther Ackermann den Vortrag. Herr Ackermann, oder wie Marian Riedel ihn nannte, Günther mit dem Geigerzähler, startete seinen Werdegang bei der Wismut im Seelingstädter Lehrlingswohnheim. Später nahm er dann einen Arbeitsweg von ca. 70 km pro Strecke auf sich. Nach dem Ende der DDR und somit auch dem Ende des Uranabbaus in Ronneburg und den anderen Schachtanlagen war er maßgeblich an der Aufarbeitung und der landschaftlichen Rehabilitation beteiligt. Ein Projekt, welches zu diesem Zeitpunkt noch keinem Beispiel folgen konnte und bei welchem die Bundesgartenschau im Jahr 2007 einen nicht unbeträchtlichen Teil zum Gelingen beitrug. Hier begann auch die Bekanntschaft zwischen Herrn Riedel und Herrn Ackermann in Form eines TV-Beitrags. Ausschnitte aus diesem wurden zwischendurch gezeigt. Am Ende des Vortrags hat Herr Ackermann noch eine Flasche Scheibenwischwasser für den langen Arbeitsweg bekommen (Bergarbeiterbrandwein).
Es folgten eine Reihe besinnlicher Weihnachtslieder, vorgetragen von den verschiedenen Ensembles, gepaart mit kurzen Gesprächsbeiträgen zum Thema Zukunft der Wismutgeschichte. Unter anderem soll in Ronneburg ein Wismut-Erbe-Präsentationsort entstehen, wie Dr. Julia Dünkel (Geschäftsführung der Wismut-Stiftung) berichtet. So wurde eine Studentengruppe aus Lübeck mit einem Wettbewerb angeregt, Entwürfe für einen solchen Ort zu gestalten; für eine Finalisierung müssen jedoch einige bürokratische Hürden noch überwunden werden. Die Rentner der Wismut wünschen sich in diesem Aspekt ein schleuniges Vorankommen, da sich ihre Reihen immer weiter ausdünnen.
Weiterhin lud Frau Dr. Dünkel zur kommenden Ausstellung der Wismutkunst in Zwickau und zu einer temporären Ausstellung am Schacht 371 in Bad Schlema ein. Marian Riedel gab einen kleinen Rückblick zu vergangenen Veranstaltungen, wie unter anderem die Geschichte der Wismut-Frauen, und betonte noch einmal, wie wichtig der Erhalt des Wismuterbes und die Geschichtsbewahrung für die kommenden Generationen sind. Es folgte eine kleine Abschlussrede mit einem Zitat von Bertolt Brecht:
„Denn die einen sind im Dunkeln
und die anderen sind im Licht.
Und man sieht die im Lichte,
die im Dunkeln sieht man nicht.“
Und mit dem Steigerlied wurde der Veranstaltung ein gebührender Abschluss bereitet. Alle Einnahmen dieses Abends kommen dem Erhalt des Bergbaumuseums Ronneburg und dem Technischen Denkmal Schacht 407 zugute. Für alle, die nach dem Lesen auch einmal Lust bekommen haben, können sich den 5.12.2025 schon einmal notieren; hier lädt der Bergmannsverein Ronneburg e. V. zur 4. Mettenschicht ein.
Text & Fotos: N.H.