In der Woche vom 13. bis 19. Mai feiert die TheaterFABRIK des Theaters Gera Altenburg ihr 30-jähriges Bestehen. Die Festwoche ist mit verschiedenen Aktionen und Stücken gestaltet. Den Auftakt machte am Montag die Einweihung der neuen Außengestaltung der Tonhalle, in der die TheaterFABRIK beheimatet ist. Der Geraer Künstler Thomas Prochnow hat die Außenwand mit einem Design von Halina Kirschner, welches eine große 30 und verschiedene Theater-Elemente zeigt, verziert. Wegen Lieferschwierigkeiten ist das Projekt aber noch nicht abgeschlossen. Nach der Einweihung fand die monatliche LesBar mit der Autorin Inga Machel statt, die aus ihrem Buch „Auf den Gleisen“ las. Am Mittwoch gab es eine Krimi-Schnitzeljagd durch die Innenstadt und am Donnerstag eine Kaffee-Kuchen-Chor-Performance. Da hat der ehemalige Theaterfabrikant Martin Grünheit mit dem Kinderchor das Stück "Geheime Träume" vorgetragen. Dazu gab es eine Kaffeetafel und die Möglichkeit, mit den Menschen der TheaterFABRIK ins Gespräch zu kommen.
Fortgesetzt wird das Programm am Wochenende. Um 17 Uhr am Samstag reisen die beiden Geraerinnen Dorothea Schwirtz und Luise Schirmer mit ihrer Performance „Bewegende Erinnerung“ in die Vergangenheit zurück. Anschließend wird auf der Bühne am Park „Sind wir schon da? [Wo wollen wir eigentlich hin?]“ gezeigt. Das ist eine gemeinsame Produktion der FLOHBÜHNE, des TheaterLABORs und der STADTBÜHNE, den drei Gruppen der TheaterFABRIK. Am Samstag wird dieses Stück um 14 Uhr wiederholt. Im Anschluss ziehen die Darsteller*innen kostümiert vom Theater zur Tonhalle, wo im Hinterhof die „Das Brommt!“-Party stattfinden wird. Dort gibt es Livejazz, zwei offene Improbühnen mit der ehemaligen Theaterfabrikantin Anne Rab, sowie eine Buchvorstellung und Videoprojektionen aus den 30 Jahren.
Das Buch „Anfänge ohne Ende: Startpunkt TheaterFABRIK“, welches vorgestellt wird, ist eine Sammlung von Erinnerungen. „Es ist sehr persönlich geworden“, erzählt Anne-Christin Martz, die zusammen mit Nadja Grasselli die TheaterFABRIK leitet: „Viele verschiedene ehemalige Theaterfabrikant*innen kommen zu Wort und teilen ihre Erinnerungen an die TheaterFABRIK, aber auch wie ihre Wege mit erfolgreichen Karrieren so weitergegangen sind“. Impro-Künstlerin und Schauspielerin Anne Rab aus Wien ist dabei. Sie war von 2002 bis 2006 in der TheaterFABRIK und hat gute Erinnerungen an die Zeit „Das heilige Gefühl, egal, wann man in die Räumlichkeiten gekommen ist und wer gerade vor Ort war. Man hatte eine zweite Familie, in der man sich sicher und wohlgefühlt hat.“
Jan Gehler, Theaterregisseur in Dresden, war von 2001 bis 2005 dabei und wünscht der TheaterFABRIK, „dass sie auch in Zukunft ein Ort der Fantasie und des Ausprobierens bleibt, ein Ort der Kunst, des Austauschs und der Begegnung. Ein leuchtender, pulsierender Punkt in der Provinz.“ Nicht alle Ehemaligen haben eine Karriere auf oder hinter der Bühne verfolgt. So wie Rico Grimm, der als Journalist in Berlin das Magazin Krautreporter mitgegründet hat. Auch er blickt zufrieden auf seine Zeit in der TheaterFABRIK (2004 bis 2006) zurück: „Sie hat mir sehr eindrücklich gezeigt, dass Sprache mehr ist als die Aneinanderreihung von Wörtern.“
1993 ging es als Jugendtheaterschule los. Zu jener Zeit hat sich die Theaterpädagogik langsam in den Theatern etabliert und der damalige Intendant Michael Schindhelm hat das aufgegriffen. „Die Grundidee war, dass Theater von Jugendlichen für Jugendliche unter einem Dach mit dem professionellen Theater gemacht wird, dass sich vielleicht auch wechselseitig inspirieren oder befruchten kann“, erklärt Anne-Christin Martz. Im Laufe der Zeit entwickelte sich das Programm laufend weiter. Auch der Name änderte sich. Irgendwann wurde aus der Jugendtheaterschule Theaterpädagogische Fabrik, was man schließlich zu TheaterFABRIK abkürzte.
Nach wie vor gefragt
„Wir sind über angefragt, dass die Kurse immer voll sind“, berichtet Nadja Grasselli, die für die Kurse zuständig ist. In der Pädagogik arbeitet man eigentlich mit durchschnittlich bis maximal zwölf Teilnehmer*innen. „Die Gruppen sind aber alle größer, weil wir schlecht nein sagen können“, gibt Grasselli zu. Absagen wegen fehlender Teilnehmer*innen gab es nicht. „Die Nachfrage kommt eigentlich auch aus allen Generationen“, ergänzt Martz, die sich um die Theatervermittlung kümmert. In der TheaterFABRIK wird neben einem generationsübergreifenden Angebot auch auf die interkulturelle Arbeit Wert gelegt.
Nach der Festwoche ist die Spielzeit 2023/24 abgeschlossen, aber Programmpunkte für die kommende Spielzeit stehen bereits. Darunter sind auch Auftritte im öffentlichen Raum geplant. „Wir möchten auch gerne leerstehende Räume nutzen und bespielen“, führt Martz aus. Dabei soll das Thema der Innenstadtbelebung und Identität einer Stadt aufgegriffen werden. „Nicht nur, was wünsche ich mir für meine Stadt“, erläutert Grasselli die Gedanken dahinter. „Sondern, was verbinde ich damit, was fehlt, was für Gefühle oder kann ich mir Gera auch komplett anders vorstellen?“
Zum Thema Innenstadt:
Die verschiedenen Werkstätten sowie punktuelle Workshop-Angebote in den Ferien werden fortgeführt. „Natürlich haben wir den Wunsch mehr anzubieten“, erklärt Martz, die sich mit Grasselli eine Stelle teilt: „Falls jemand eine Honorarstelle sponsern will, wir sind gerne dabei!“ Ab nächster Spielzeit übernehmen sie zusätzlich den Theaterpodcast „Von A bis G – der Theaterpodcast!“ Mit 30 Jahren ist die Geschichte der TheaterFABRIK offensichtlich noch nicht zu Ende geschrieben.