Tag 6 im ISPK-Prozess: „Ich mag die IS-Kämpfer sehr. Sie haben viel aushalten müssen.“
Die Fortsetzung der Beweisaufnahme brachte am sechsten Verhandlungstag einige radikale Aussagen zu Tage. Das Update zum sechsten Verhandlungstag:
Darum geht es: Den beiden Angeklagten Ibrahim M. G. und Ramin N., zwei in Gera ansässige Afghanen, wird vorgeworfen, einen Terroranschlag in Stockholm geplant zu haben, um für den Islamischen Staat die Koranverbrennungen zu rächen. Zuvor sollen sie auch an die Witwen und Waisenkinder von IS-Männern gespendet haben und überlegten zudem, sich in Nigeria der islamistischen Miliz anzuschließen.
Auch am Tag sechs wurden weitere Chatverläufe verlesen, auf die sich die Anklage stützt. Bei drei von Gs. Chatpartnern soll es sich laut Bundesamt für Verfassungsschutz „nach glaubhaften nachrichtendienstlichen Informationen um IS-Mitglieder handeln“. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) bestätigte die IS-Mitgliedschaft zweier Chatpartner in einem Schreiben.
Der Generalbundesanwalt glaubt, dass beide Angeklagten planten, nach Nigeria auszureisen, um sich dort dem IS anzuschließen. Offenbar stand auch eine Rückkehr nach Afghanistan im Raum, um dort gegen die Taliban zu kämpfen. In einem Chat schreibt der Angeklagte G.: „Ich mag die IS-Kämpfer sehr. Sie haben viel aushalten müssen.“ Und er fragt, ob der IS in Afghanistan aktiv ist und wie er sie finden könne, wenn sie hingehen. Mit seiner Situation in Deutschland schien G. nicht zufrieden: „Ich schäme mich dafür, im Land der Ungläubigen zu leben“.
„Wir möchten einen richtigen Kampf anzetteln“
Mitte August 2023 gingen die Chats vermehrt in Richtung der Koranverbrennungen in Schweden und den Anschlagsplänen. G. bekam von einem Kontakt wiederholt Videos mit IS-Propaganda zugeschickt. Zu diesem Zeitpunkt war G. arbeitslos und schien, diesen Eindruck geben seine Nachrichten ab, sehr radikalisiert. Es fallen Aussagen wie „zumindest 100 von ihnen will ich in die Hölle schicken“ und „Allah, wir brauchen richtig viel Munition. Wir möchten einen richtigen Kampf anzetteln, mit der Erlaubnis Allahs.“ Auch schreibt er, er wolle die „Ungläubigen erschüttern“. G. wollte mit N. zuerst nach Schweden ausreisen, um die Örtlichkeiten auszukundschaften, aber wenige Tage vor der geplanten Reise überzeugt ein IS-Kontakt ihn, erstmal eine Waffe zu besorgen. Falls das nicht klappt, muss man sich was anderes überlegen. „Wenn die Waffen nicht gefunden werden, planen wir anders“, schreibt sein Kontakt, „zuerst müssen wir sicher sein, ob das mit den Waffen geht.“ Der Kontakt schickte und erklärte G. außerdem eine Anwendung für verschlüsselte Kommunikation.
G. erzählte ihm, dass seine Frau schwanger ist und er den Anschlag nach der Geburt seines dritten Kindes begehen will. Auch fragt er, ob eine Pistole oder ein großes Gewehr besser sind. „Da wir unerfahren sind und bisher keine Waffe in der Hand hatten, wissen wir nichts darüber“, schreibt er seinem Kontakt.
Was der Angeklagte N. in dem Zeitraum geschrieben hat, ist nicht bekannt. Von ihm hat man nur die Chats mit G. Aus den Chats von G. mit den IS-Kontakten geht aber hervor, dass er eine tragende Rolle bei der Waffenbesorgung hatte. So schreibt G., dass „sein Freund“ mit einem Mann gesprochen hatte, der den beiden eine Pistole verkaufen wollte. Doch man war sich nicht sicher, ob sie funktioniert. Wenn die Verhandlung Anfang Januar fortgesetzt wird, soll es auch um weitere Probleme beim Waffenkauf gehen.